Leben und Wirken vom Heiligen Andreas, Apostel

Andreas1

Andreas,

orthodoxer Beiname: der Wundertäter

Apostel, Märtyrer

Andreas war der Bruder des Simon Petrus, wie dieser von Beruf Fischer (Markusevangelium 1, 16); er stammte aus Bethsaida – heute der Hügel Et-Tell bei Ad Dardara in Syrien – (Johannesevangelium 1, 14) oder aus Kafarnaum – – ein heute abgegangener Ort am See Gennesaret (Markusevangelium 1, 29). Er war der erste, den Jesus als seinen Jünger berief; zuvor war er Anhänger Johannes’ des Täufers (Johannesevangelium 1, 35 – 40). Im Kreise der zwölf Jünger wird er an unterschiedlichen Stellen in der Rangfolge genannt. Nach dem Markusevangelium (13, 3) gehörte er zu einem der nur vier Jünger, denen Jesus eine Rede über die Endzeit mitteilte. Bei der Speisung der 5000 nach dem Johannesevangelium wies er auf den Jungen mit den Broten und Fischen hin (6, 8f). Nach Johannesevangelium 12, 22 war er zusammen mit Philippus der Fürsprecher für Griechen, die Jesus sehen wollten; er scheint also über gute Griechischkenntnisse verfügt zu haben. Er war beim Abendmahl in Jerusalem, bei der Himmelfahrt und an Pfingsten anwesend, sonst wird er nicht besonders genannt.

Geboren:

in Bethsaida heute der Hügel Et-Tell bei Ad Dardara in Syrien,

oder in Kafarnaum

heute abgegangener Ort am See Gennesaret in Israel

Gestorben:

30. November 60 (?) in Patras in Griechenland (?)
   
   
   
 

Nach Pfingsten bildete er möglicherweise mit seinem Bruder Petrus ein Missionspaar, auch wenn er in der Liste der Apostel (Apostelgeschichte 1, 13) erst als vierter genannt wird, Petrus aber natürlich als erster. Die Legende lässt Andreas dann das Evangelium in Pontus und Bithynien südlich des Schwarzen Meers in Kleinasien, in Thrakien, in Epirus und in der Achaia in Griechenland sowie in den Donauländern verkündigen. In Mirmidonia – möglicherweise in Thessalien gelegen – befreite er demnach den gefangenen Matthias und gab dem Geblendeten das Augenlicht wieder. Zahlreiche weitere Wunder, Heilungen und Erweckungen werden berichtet. Schließlich hielt er sich in der Achaia auf, baute Kirchen und bewirkte zahlreiche Bekehrungen. Spätere orientalische Überlieferung nennt auch Kurdistan und Armenien als sein Missionsgebiet, die Kirche von Georgien gedenkt seiner Ankunft und Missionsarbeit in ihrem Land.

Jusepe de Ribera: Andreas' Kreuzigung, 1628 Museum der schönen Künste in Budapest
Jusepe de Ribera: Andreas’ Kreuzigung, 1628 Museum der schönen Künste in Budapest

In Patras heilte Andreas nach der Überlieferung Maximilla, die Frau des Statthalters Ägeas, und bekehrte sie zum Christentum. Er riet ihr eheliche Enthaltsamkeit; daraufhin dem Statthalter gegenüber gestellt, konnte er diesen in einer ausführlich berichteten Disputation nicht vom Christentum überzeugen. Der Statthalter ließ Andreas geißeln und zu besonderer Pein und langsamem Tod an ein X-förmiges Kreuz binden. Zwei lange Tage hängend, predigte Andreas dem Volk, himmlisches Licht verhüllte den Sterbenden. Ägeas verhöhnte ihn, wurde daraufhin mit Wahnsinn geschlagen und starb, ehe er sein Haus wieder erreichte. Maximilla ließ Andreas mit großen Ehren bestatten.

Die einst umfangreichen Andreasakten aus dem späten 2. Jahrhundert sind heute nur noch in geringen Resten vorhanden; aus ihnen ergab sich die Legendenbildung. Sie berichten von seiner Missionsarbeit im Stile einer christlichen Odyssee. Die Acta Andreae et Matthiae apud anthropophagos, Andreas und Matthias unter den Menschenfressern, die einst wohl Teil der Andreasakten waren, schildern die Abenteuer der beiden bei den Kannibalen, die Andreas demnach in sieben Tagen bekehrte. In Anlehnung daran entstanden in Ägypten die Acta Andreae et Bartholomaei, die die Bekehrung des Kynokephalos berichten, sowie die koptisch überlieferten Acta Andreae et Philemonis, welche von der Wiedererweckung eines getöteten Kindes erzählen.

Andreas’ Gebeine wurden 357 in die Apostelkirche in Konstantinopel – dem heutigen Ístanbul – gebracht. Sie genießen eine große Verehrung und haben für die Ostkirche eine solche Bedeutung wie Petrus und Paulus für Rom. Einige Reliquien wurden 1208 entwendet und vom Kardinal von Amalfi, Petrus von Capua, in seine Stadt überführt, wo sie in der Krypta des Domes S. Andrea aufbewahrt sind. Reliquien liegen auch in der Kirche St-Vincent in Carcassonne. Die Kopfreliquie mit Reliquiar, das auf der Flucht vor den Türken 1462 in den Petersdom nach Rom gebracht und 1964 wieder nach Patras zurückgegeben wurde, wird in ihrer Echtheit angezweifelt.

Andreas’ angebliche Kreuzreliquie befindet sich in der ehemaligen Abtei neben der Kirche Notre-Dame in Beaune; der Legende zufolge ließ der burgundische Graf Stephan im 12. Jahrhundert das Kreuz ins Kloster St-Victor nach Marseille schaffen; 1438 kamen Teile davon in die Brüsseler Palastkapelle, überbracht von Herzog Philipp dem Guten von Burgund, der 1429 unter Andreas’ Patronat den Orden vom Goldenen Vlies gestiftet hatte; das Andreaskreuz wurde zum Feldzeichen und Emblem von Burgund. Das Diagonalkreuz entstammt aber tatsächlich erst spätmittelalterlicher Überlieferung.

Der Mönch == Regulus habe um das Jahr 300 * Reliquien nach Schottland gebracht; andere Überlieferung nennt Acca von Hexham als Überbringer von Andreas-Reliquien nach Schottland und Gründer der dortigen Stadt St Andrews; jedenfalls kamen kleine Reliquien 1879 und 1969 nach Schottland, sie sind in der St. Mary’s Cathedral in Edinburgh verwahrt.

Brunnen Sant' Andrea, 1760, auf dem Domplatz in Amalfi
Brunnen Sant’ Andrea, 1760, auf dem Domplatz in Amalfi

Seit dem 5. Jahrhundert findet sich Andreas als Patron auch im Westen, so für Ravenna. Gregor von Tours schrieb im 6. Jahrhundert ein Buch über seine Wunder. Das Hieronymus zugeschriebene Martyrologium nennt neben Andreas’ Todestag auch den 5. Februar als Tag seiner Einsetzung als Bischof von Patras in Griechenland.

In der Reihe der Apostel steht Andreas traditionell an zweiter Stelle, er gilt als Verfasser des 2. Glaubensartikels. In Rivalität mit Roms Apostelfürsten Petrus und Paulus entwickelte Konstantinopel – für den von Jesus Erstberufenen (Protoklitos) – eine besondere Andreas-Verehrung; ihm wird die Gründung des Bischofssitzes zugeschrieben. In Russland und in Schottland wird Andreas als Landespatron besonders verehrt.

In der Andreasnacht zum 30. November zogen Kinder maskiert von Haus zu Haus, sangen lustige Verse und wurden dafür beschenkt. Dem Volksglauben zufolge können heiratswillige Mädchen in der Andreasnacht den Zukünftigen im Spiegel sehen. Für Bauern war der Andreastag ein wichtiger Lostag für das Wetter, die Andreasnacht gilt als günstig für Orakel und Schatzhebung. Ein X-förmiges Kreuz nennt man nach den Berichten von Andreas’ Martyrium Andreas-Kreuz, es steht weltweit vor Bahnübergängen.